Welthurentag
2. Juni Welthurentag - Rotlicht an!
Einführung
Sexarbeit ist nicht auf Frauen beschränkt. Es gibt auch Männer und queere Sexarbeiter:innen die Sexdienstleistungen anbieten!
Hure
Dieser Ausdruck mag anstößig erscheinen, doch eine Welt ohne diese Damen wäre zweifelsohne sehr gefährlich. Vorrangig ist dies den Männern zuzuschreiben, doch auch der Bigotterie einer Gesellschaft, welche die Lust in Gesetze presst.
History
Am 2. Juni 1975 besetzten mehr als 100 Sexarbeiter*innen die Kirche Saint-Nizier in Lyon, Frankreich, um gegen ihre kriminalisierten und ausbeuterischen Arbeitsbedingungen zu protestieren. Sie brachten ein Banner am Kirchturm an und initiierten eine Medienkampagne, die weltweit auf die prekären Zustände aufmerksam machen sollte.
Die Aktion erregte sowohl nationales als auch internationales Aufsehen und führte zu einem Streik, der sich auf Sexarbeiter*innen in ganz Frankreich ausdehnte. Dies schuf ein Vermächtnis des Aktivismus, das jährlich am Internationalen Tag der Sexarbeiter*innen - dem "Internationalen Hurentag", gewürdigt wird.
Die Sexarbeiter*innen forderten unter anderem ein Ende der polizeilichen Schikanen, die Wiedereröffnung der Hotels, in denen sie tätig waren, sowie eine angemessene Untersuchung der Mordserie an Sexarbeiter*innen. Landesweit fand die Aktion Unterstützung durch französische Sexarbeiter*innen, die sich dem achttägigen Streik in mehreren Kirchen Frankreichs anschlossen.
Dieser Streik gilt als der Beginn der Hurenbewegung!
Die Polizei zeigte sich trotz der landesweiten Reaktionen unwillig, sich mit den Beschwerden der Demonstranten zu befassen. Stattdessen drohte sie mit zunehmend härteren Strafmaßnahmen. Acht Tage nach Beginn des Streiks räumte die Polizei die Kirche. Auch wenn die Besetzung und der Streik nicht direkt zu einer Gesetzesreform führte, betrachten Aktivisten der Sexworker-Bewegung diese Begebenheiten dennoch als Auslöser, der die moderne Hurenbewegung für die Rechte von Sexarbeiter*innen in Europa und im Vereinigten Königreich ins Rollen brachte.
Jährlich am 2. Juni legt NSWP (Global Network of Sex Work Projects) am "Internationalen Tag der Sexarbeiter*innen" den Fokus auf das Thema "Zugang zur Justiz". Um weltweit den Zugang zur Justiz für Sexworker*innen erreichbarer zu konzipieren, ist es entscheidend, auf den Erfahrungen des Streiks von 1975 aufzubauen.
Die anfängliche Aktion in Lyon sowie der darauffolgende landesweite Streik verdeutlichten, dass die Solidarität innerhalb der Gemeinschaft der Sexarbeiter*innen von enormer Stärke ist. Tage wie der "Internationale Tag der Sexarbeiter*innen" sollten somit als Anlaufstelle dienen, um die Stimmen der globalen Hurenbewegung zu verstärken und gleichermaßen den Forderungen nach gerechtem Zugang zur Justiz zu bekräftigen.
Überall auf der Welt stehen Sexworker*innen immer noch vor zahlreichen Herausforderungen beim Zugang zur Justiz, sowohl als Opfer von Straftaten als auch als Angeklagte. Aufgrund der weitreichenden Kriminalisierung von Sexarbeit bleiben den meisten Sexarbeiter*innen die Vorteile und Rechte des Arbeitsrechts verwehrt und sind Kriminalisierung, Abschiebung, Inhaftierung sowie rechtlichen Sanktionen ausgesetzt.
Prostitution in Österreich
Österreichisches Prostituiertenschutzgesetz
Es gibt vielfältige Ansichten zum Thema Prostitution: Während die einen sie ausschließlich als sexualisierte Gewalt gegen Frauen sehen, betrachten andere sie als normale Erwerbstätigkeit.
In Österreich strebt man nach klaren, nachvollziehbaren rechtlichen Rahmenbedingungen für die Prostitution zu schaffen, da eine situationsbedingte Verbesserung für Prostituierte durch ein Verbot des Kaufs als unwahrscheinlich erscheint. Eine klare Regulierung legaler Prostitution bekämpft Diskriminierung und fördert die Identifizierung von Opfern von Menschenhandel und Gewalt durch Beratung und Kontrolle.
Prostitution ist in Österreich legal und durch gesetzliche Vorschriften reguliert. Zu den Hauptbestandteilen gehören die Einführung einer Genehmigungspflicht für Bordellbetriebe, Registrierungspflicht, Krankenversicherung und die verpflichtende Gesundheitsberatung alle 6 Wochen (Grüne Karte).
In Tirol, Vorarlberg, Salzburg, Oberösterreich und Wien ist das Mindestalter für Sexworker:innen 18 Jahre. In Kärnten, Niederösterreich, Burgenland und der Steiermark 19 Jahre. Die rechtlichen Bestimmungen sind in den jeweiligen Bundesländern verschieden. Alleine diese Tatsache erschwert die Übersicht an Rechten und Pflichten der Sexarbeitenden.
Legale und illegale Prostitution
Aktuell sind in Wien 3.300 Frauen und 70 Männer offiziell registriert, davon sind 90 bis 95 % mit Migrationshintergrund. Die Dunkelziffer an Prostituierten liegt um einiges höher. Bei diesem illegalen Markt ist das Ausmaß schwierig zu beziffern. Man nimmt an, das die Illegalität in städtischen Gebieten größer als in ländlichen Gegenden ist, wobei jedoch insgesamt kleiner als der legale Markt in den jeweiligen Regionen.
Bei der illegalen Prostitution sind die problematischen Bereiche Menschenhandel, Gewalt, Zuhälterei, zudem gesundheitliche Risiken.
Forderung nach mehr Rechten und Entkriminalisierung
Die symbolische Bedeutung der Proteste in Lyon bleibt desweilen bestehen - der französische "Hurenstreik" wird als der Beginn der globalen Bewegung für die Rechte von Sexarbeiter*innen angesehen, deren Engagement auch heute noch äußerst notwendig ist.
Organisationen für Menschenrechte wie Amnesty International, LGBTI+ Gruppen, Sexworker-Verbände, Organisationen zur Bekämpfung von Menschenhandel und UN-Kooperationen wie die WHO und UNAIDS haben bereits seit Jahren die negativen Folgen der Kriminalisierung von Sexarbeit dokumentiert.
Zum Internationalen Hurentag wird die Forderung nach mehr Rechten und die Entkriminalisierung erhoben und sich gegen ein Verbot ausgesprochen, da sich die Bedingungen nur verschlechtern würden.
Einige Links zu Beratungsstellen für Sexworker:innen
WIEN
MA 15
WIEN, NÖ, BGLD
SOPHIE
LINZ
LENA
GRAZ
SXA INFO
SALZBURG
PIA
INNSBRUCK
iBUS
VILLACH
MOBILE BERATUNG
Eine Liste von Beratungsstellen auch unter
https://www.gesundheit.gv.at/
"Internationaler Tag für die Rechte von Sexarbeiter*innen"
Jedes Jahr am 3. März findet ein weiterer Gedenktag der Sexworker*innen statt, der "Internationale Tag für die Rechte von Sexarbeiter*innen". Dieser findet vor allem in den orientalischen Ländern und in Indien statt.
Quellen: